„Ich kann es echt nicht mehr hören!“ „Immer nur Mahnungen und Verbote. Wo sollen wir uns denn noch alles einschränken?“ Sie provozieren uns mit Angstmache, davon will ich nichts mehr wissen!“
So empörte sich eine Mutter mir gegenüber, als ich das Thema: Achtsamer Umgang mit Kinderfotos im Internet ansprach.
Der Vorwurf der Angstmache kommt immer wieder. Vor allem bei Themen mit denen wir uns noch nicht wirklich bewusst auseinandergestzt haben. Insgeheim wissen oder ahnen wir, dass wir mit unserem Verhalten auch etwas eventuell problematisches auslösen könnten- fühlen uns dadurch aber gemaßregelt und eingeschränkt.
Spannend war bei dieser Mutter, dass ich mich noch gar nicht zu dem Thema direkt geäussert hatte, sondern nur die Frage in den Raum gestellt hatte, ob die Eltern der Meinung sind, dass wir mit Kinderfotos im Netz einen bewussteren Umgang haben sollten oder ob dies unproblematisch sei.
Gerade wenn es um das Hochladen von Kinderfotos im Internet geht, kochen die Gemüter schnell hoch.
Als Eltern und Großeltern sind wir so stolz auf unsere Kleinen, dass wir jeden schönen Moment und die lustigen Schnappschüsse und Videos am liebsten mit der ganzen Welt teilen möchten. Und tut es uns nicht allen gut, wenn wir bei all den üblichen Schreckensmeldungen in den üblichen Nachrichten fröhliche Kinder und Familienbilder sehen die unser Herz berühren?
Es gibt viele Eltern, für die es völlig unproblematisch ist, gedankenlos jedes süße Foto sogar noch mit privaten Namen, Alter oder diverser Vorlieben ihrer Kinder zu präsentieren.
Da werden neben den ersten Gehversuchen lustigen Wasserschlachten auch schnell Bilder gezeigt, die dem betreffenden Kind - ein paar Jahre später ziemlich peinlich sein könnten.
Einmal im Klassenchat oder einer diversen anderen Plattform unter Schüler*innen hochgeladen, kann man so schnell zur „allgemeinen Belustigung“ beitragen. Bei Kindern mit einem geringen Selbstbewusstsein kann dies fatale Folgen haben.
Auch Kinder haben Persönlichkeitsrechte! So dürfen ihre Fotos nicht ohne ihre Einwilligung veröffentlicht werden. Da sie die Tragweite einer Veröffentlichung noch nicht kennen, haben die Eltern als Sorgeberechtigte die Verantwortung.
Problematisch kann es auch bei einer Trennung sein, wenn ein Elternteil ohne Zustimmung des anderen einfach ein Foto oder Video ins Netzt stellt. Nicht selten müssen dann die Familiengerichte zugezogen werden.
Einmal im Netz - Immer im Netz!
Auch wenn es um sexualisierte Gewalt und Missbrauch geht, raten Kinderschutzorganisationen und Ermittlungsbehörden dringend davon ab, privates Bildmaterial von Kindern zu veröffentlichen. Denn schon länger wissen wir, dass auch scheinbar harmlose Bilder von Pädosexuellen geklaut und in kinderpornografischen Foren mit entsprechend obszönen Kommentaren hochgeladen und weiter verbreitet werden.
Wie kann ein bewusster Umgang gahndhabt werden?
Letztendlich liegt es immer in der eigenen Verantwortung.
Für unser Stiftung/unseren Verein, haben auch wir uns intensiv mit dieser Frage auseinandergesetzt.
Wie sollen wir auf Themen die Kinder betreffen aufmerksam machen, wenn wir keine Kinderbilder zu den Texten nutzen?
Nach langem Hin und Her sind wir zu der Meinung gekommen, dass klischefreie Darstellungen von Kindern in Alltagssituationen unsere Arbeit unterstützen kann.
So sind unsere Kinderbilder von heute erwachsenen Persönlichkeiten mit deren Genehmigung.
In seltenen Fällen greifen wir auf öffentlich käufliche Fotos, oder auf die Mediathek der UBSKM (Unabhängige Beauftragte für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs)