17. April, 2023

Warum sind Jugendämter oft machtlos? Warum ist es umso wichtiger, Kinder zu stärken?

4 Minuten Lesezeit

Immer wenn es neue Schlagzeilen in der Presse oder den sozialen Medien gibt, in denen sexueller Missbrauch oder Gewaltverbrechen im familiären Bereich zu Tage kommen, überschlagen sich die Vorwürfe. Warum hat niemand etwas gemerkt oder geholfen?

Erneutes Versagen durchs Jugendamt? Wie konnte es nur so weit kommen?  Wer übernimmt die Verantwortung? Es gibt viele offene Fragen.

In den Kommentaren überschlagen sich die Empörungen all derer, die ihrer Wut und Fassungslosigkeit Luft machen wollen und die einen Schuldigen suchen. Keine Frage, es werden Fehler gemacht. Keine Frage auch, dass die Jugendämter chronisch unterbesetzt sind. Sicherlich gibt es auch manche Mitarbeiter*innen, deren Engagement noch viel Luft nach oben hat. 

Es gibt aber auch hoch motivierte und sehr engagierte Mitarbeiter*innen, die sehr häufig tatkräftig unterstützen und deren Möglichkeiten aus verschiedenen Gründen begrenzt sind. 

Was ich damit meine? 

Gewalt in der Familie ist ein in sich geschlossenes System mit klaren Richtlinien, damit nichts nach außen dringen soll.

Stell dir vor, du wirst in eine Familie hineingeboren, in der Gewalt an der Tagesordnung ist. Es wird geschrien, gedemütigt, geschlagen oder es kommt zu sexuellen Übergriffen. Woher sollst du als Kind wissen, dass das nicht normal ist? Du bekommst zu Essen, hast einen Schlafplatz und wenn du aufmuckst, giltst du als undankbar. Du hast gefälligst zu tun, was man dir sagt und wenn du nicht gehorchst, bist du ein böses Kind! 

Welches Kind will schon böse sein? 

Du bemühst dich lieb zu sein, lernst nicht aufzufallen, um ja nicht wieder den Zorn auf dich zu ziehen und du bist dankbar, wenn du zwischendurch ein paar positive Lichtblicke der Zuneigung bekommst.

Dir wird früh beigebracht, dass du niemandem etwas erzählen darfst. Denn dann kommen böse Menschen vom Jugendamt, die dich in ein Heim stecken, wo es noch viel schlimmer als jetzt ist. 

In der Schule musst du immer lange Sachen anziehen, damit niemand deine Narben und deine blauen Flecken sieht. Deswegen bist du auch vom Sportunterricht befreit. Du hast so viel Angst, dass du lieber ruhig bist. Du schreibst gute Noten, fällst nicht auf in der Schule und du lernst zu funktionieren, während sich dein Schmerz immer tiefer in dich hinein frisst. 

Irgendwann sind die Verletzungen doch zu häufig, als dass du wieder gegen einen Schrank gerannt sein kannst. Jemand vom Jugendamt hat sich angekündigt und kommt zu Besuch, um mit deinen Eltern zu reden.

An diesem Tag hast du dich gewundert, warum auf einmal das sonst übliche Chaos in der Wohnung aufgeräumt ist, warum es einen mit Tischdecke gedeckten Tisch gibt, auf dem Kaffee und Kuchen hübsch eingedeckt steht.

Deine Eltern sind ganz erstaunt, warum sie denn so einen Besuch bekommen und erzählen der netten Dame, was für liebevolle und fürsorgliche Eltern sie sind. 

Es scheint alles in ,,bester Ordnung.“

Auch bei den weiteren Besuchen oder wenn die Eltern zum Gespräch einbestellt werden, ist es jedes Mal das Gleiche. Deine Eltern sind so zuvorkommend. Sie beteuern wie sehr sie sich um dich und deine kleinen Geschwister kümmern und dass du eben einfach ein schwieriges Kind bist, das halt gerade eine pubertäre Phase hat. 

Wenn unangekündigte Besuche kommen, gibt es Ausreden warum es gerade nicht möglich ist, miteinander zu sprechen. Fassungslos stehst du daneben, willst laut um Hilfe rufen und hast das Gefühl wie sinnlos das ist.

Du gehst in den Überlebensmodus aber der Kampf in dir wird immer größer. Jetzt heißt es, dass nur durch deine Schuld die Familie auseinander geht, dass es immer wegen dir so viel Stress gibt und dass es besser wäre, wenn es dich nie gegeben hätte! Du bist gerade 18 Jahre geworden, deine Eltern werfen dich aus der Wohnung und du weißt nicht mehr weiter.

Genauso ist es einer jungen Frau ergangen, die ich unterstützte. 

Sie hatte Vertrauen zu mir gewonnen, nachdem sie mich kennengelernt und erfahren hatte, was ich beruflich mache.  Als sie hörte, dass ich präventiv mit Kindern arbeite, war sie einerseits begeistert und andererseits traurig weil sie selbst nie so ein Training in ihrer Schulzeit hatte. 

Sie hätte dadurch viel früher erkennen können, dass das, was ihre Eltern gemacht haben, nicht ,,in Ordnung“ ist. Sie hätte zumindest gewusst, dass es Hilfsangebote auch für Kinder gibt. Vielleicht hätte sie sich sogar getraut, sich mir, einer Sozialarbeiterin oder einer Hilfsorganisation anzuvertrauen. 

So wie ihr geht es tausenden von Kindern - tagtäglich!

Ihre Peiniger haben eine unglaubliche Fähigkeit der Manipulation, Verstellung und Täuschung! 

Nach Außen sind sie die fürsorglichen, zuvorkommenden und liebevollen Eltern, die nur das Beste für ihr Kind wollen. Hinter verschlossenen Türen zeigt sich ihr wahres Gesicht. Diese Art macht es oft so schwer oder gar unmöglich zu helfen, weil es eben keine Beweise gibt.

Dem Mädchen geht es inzwischen so weit gut und sie bekommt weitere Hilfe. 

Mir zeigt es einmal mehr, wie wichtig Aufklärung, Sensibilisierung und die Selbstwert- und Präventionskurse sind. 

Dafür brauche ich weitere Unterstützung und Trainer*innen.  Nähere Informationen gerne persönlich.

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